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Alle Gefühle annehmen lernen

Wenn wir mal ganz ehrlich sind, wollen wir doch meistens stets die schönen Gefühle erleben und die schlechten am besten komplett verdrängen.

Über Wut, Langeweile, depressive Verstimmungen, Trauer zu reden, ist in unserer Gesellschaft kaum möglich. Man möge doch bitte den anderen nicht noch mehr mit schlechter Laune oder unangenehmen Nachrichten zur Last fallen. Und so sind wir fast alle so bemüht diese Maske zu tragen, ja gut gelaunt zu sein, trauen uns eher weniger über solche Gefühle zu sprechen und können diese demzufolge auch nicht wirklich in unser Leben mit aufnehmen. 

 

Versteht mich nicht falsch: ich bin pro gute Laune und auch voll dafür, das Leben in vollen Zügen genießen... doch zum Leben gehören immer zwei Seiten dazu. Nach jedem Auf, kommt garantiert ein Ab: ob es im Job, in der Beziehung, in eigenem Empfinden auch ist, stehts ist alles im Wandel, nie bleibt etwas still. Das Leben heißt Veränderung. Erst diese Veränderungen macht es für uns alle so lebenswert und auch spannend.

Erst durch die Tiefen, lernen wir die Höhenflüge zu schätzen. Wie nach einem eiskalten Tag im Schnee, genießen wir die Wärme des Kamins; erst wenn wir uns mal so richtig ausgepowert haben, genießen wir das Lesen auf dem Sofa oder der Hängematte. Erst wenn wir so richtig hungrig sind, schmeckt uns das Essen besonders toll. Und genau solche Erlebnisse dieser Gegensätze machen es so unvergesslich. 

 

Natürlich möchte deswegen kaum jemand von uns freiwillig Liebeskummer, Verlust oder Trauer erleben. Doch es ist der Lauf des Lebens...wir können es nicht ausschließen...das Einzige, was wir machen können, ist zu lernen, damit umzugehen. Indem wir eben nicht versuchen diese unangenehmen Gefühle zu verdrängen oder zu überspielen, denn so werden uns diese früher oder später immer wieder einholen.

Wir sollen alle Gefühle nicht in GUT und SCHLECHT unterteilen und damit in bestimmte Schubladen stecken, sondern versuchen diese als ein Ganzes zu sehen. 

 

Vor paar Tagen habe ich ein Buch über die chinesische Lebensweise gelesen. In der Kultur ist es sogar verankert, dass man nach Verlust eines Elternteils 3 Jahre Trauerzeit nehmen kann und diejenigen, die es nicht tun dafür eher auf Unverständnis stoßen. Wie läuft es dagegen hier ab? Die meisten ( mich eingeschlossen) nehmen sich kaum genügend Zeit, um  für solche Lebenssituationen bewusst Zeit für die Verarbeitung zu nehmen, weil wir ja funktionieren  müssen und die Kollegen bestimmt schon komisch gucken würden, falls man nach 2 Wochen nicht wieder voll einsatzfähig wäre. 

 

Was ich damit sagen möchte, ist, dass wir endlich anfangen sollten, uns über alle Gefühle mit einer Vertrauensperson ( oder mehreren) auszutauschen. Damit es kein Tabuthema mehr sein muss. Damit es gesellschaftsfähig wird und wir endlich damit anfangen können, uns und unsere Gefühle so anzunehmen, wie wir eben sind. Denn mit all diesen Facetten sind wir komplett und genau richtig so, wie wir sind- also sollten wir in Zukunft nicht einen bestimmten unliebsamen Teil von uns verleugnen. 

In diesem Sinne wünsche ich allen tolle und tiefgründige Gespräche mit euren Liebsten, wenig bis kaum Oberflächlichkeit in den Gesprächen und genügend Offenheit und Toleranz, andere Meinungen anzuhören, auch wenn diese nicht immer die eigenen Meinung widerspiegelt. 

 

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